Die Zeit in dem Tierheim fühlte sich für mich ewig an, und doch auch wieder ganz kurz. Ich konnte und wollte mich dort nicht anpassen. Die Menschen waren freundlich, ganz anders als die Menschen die mich von meiner Familie weggeholt haben. Und doch spürte ich ständig einen starken Druck, Ungeduld und manchmal auch so was wie Frust. Ich wollte einfach nur weg. Sobald jemand in meine Nähe kam, wich ich in die hinterste Ecke aus. Ich wollte für mich sein und wollte nicht so viel spüren. Ich war da immer noch wie getrennt von mir. Ich hatte Angst, diese neuen Situationen überforderten mich komplett. Alles war zuviel. Zuviel von Angst, zuviel von Reizen, zuviel von neuen Menschen. Ich lebte nicht, ich war einfach nur da. Und dann änderte sich schon wieder was.

Es war schon dunkel, da wurde ich wieder eingefangen und in solch eine große Box gesetzt, die eine zeitlang wackelte. Als ich aus der Box geholt wurde, sah alles um mich herum anders aus. Auch roch es komplett anders. Ich wurde zu neuen Menschen gebracht. Das nennt man Pflegefamilie, hat mir Jenny dann erzählt. Es gab dort ein großes Haus, einen Garten, mehrere Menschen und noch einen anderen Hund. Der Hund machte mir sofort klar, dass er hier wohnt und dass alles seins ist. Das war mir egal. Ich wollte nur meine Ruhe. Eine Frau ließ mich ins Haus und relativ schnell war ein sicherer Platz für mich gefunden. Unter einem Stuhl in einer Ecke. Dort konnte ich mich verkriechen und alles beobachten. Und dann war plötzlich alles anders. Es war ruhiger und ich hätte mich in dem Haus frei bewegen können, wenn ich denn gewollt hätte. Mal waren die Menschen da und dann wieder war ich eine Zeitlang mit dem anderen Hund allein. Die Frau fand ich ganz freundlich, sie sprach ruhig mit mir und fütterte mich aus der Hand. Das Futter schmeckte anders. Aber es war ganz gut.

Doch sobald ich Geräusche um mich herum wahrnahm, hörte ich auf mit dem Fressen und verkroch mich schnell unter dem Stuhl. So verging ein Tag nach dem Anderen. Die Frau mochte ich mit der Zeit am liebsten von allen Menschen. Sie kümmerte sich viel um mich. Und auch um den anderen Hund. Zusammen gingen wir spazieren und irgendwann trafen wir auch andere Hunde. Die mochte ich auch. Ich konnte nur nicht ganz so frei rumrennen wie ich gerne gemacht hätte, denn da war ein langes Seil an mir dran. Nicht richtig an mir dran. Ich bekam vor jedem Spaziergang so einen Schlauch um den Körper. Das fand ich zunächst sehr merkwürdig. Ich legte mich dann gleich auf den Boden und wollte mich nicht weiter bewegen. Ich hielt den Atem an. Das sollte weg. Aber dann hielt mir die Frau leckere Kekse vor die Nase. Na gut, ich merkte dann schon, dass ich mit diesem Gebilde mich bewegen konnte. Doch dann noch dieses Seil an mir dran, erinnerte mich an die Menschen, die mich von meiner Familie weg holten. Das fühlte sich nicht gut an. Aber auch da hatte die Frau immer wieder Kekse für mich und da konnte ich nicht widerstehen. Und nach und nach genoss ich unsere Ausflüge in den Wald, über Äcker und auch manchmal bei Pferden. Das waren ziemlich große Hunde. Ich fand sie aber von Anfang an in Ordnung.

Je mehr ich draußen unterwegs war, umso weniger mochte ich in das Haus zurück gehen. Dort war alles so unruhig und es herrschte eine merkwürdige Atmosphäre. Mein Rückzugsort war so klein, im Vergleich zu den Wäldern. Ich wollte immer raus. Schon bald sollte es wieder eine Veränderung in meinem Leben geben, von der ich keine Ahnung hatte. Im nächsten Kapitel erfährst du davon, wie ich zum ersten Mal Jenny und Rene traf.

Tierische Grüße, Dolima

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