Ein paar Tage nach diesem Spaziergang erzählte mir meine Pflegemutter, dass es nun zwei Familien gäbe, die mir ein festes Zuhause geben wollten. Ich verstand das noch nicht so richtig, mit dem festen Zuhause. Zuhause war für mich der Ort wo mein Rudel war. Ich spürte aber hinter ihren Worten die Gefühle; und festes Zuhause fühlte sich guuut an. Ich glaube, das wollte ich dann auch. Meine Pflegemutter sagte auch, dass sie hoffte, dass Rene und Jenny mich nähmen.
Gar nicht mal so lange danach, hörte ich meine Pflegemutter in dem Hauptraum von dem Haus laut sprechen. Die anderen aus ihrem Rudel waren aber gar nicht da. Und doch sprach sie mit jemand. Weil wir allein im Haus waren, traute ich mich auch mal unter dem Stuhl hervor. Ich ging ganz langsam und vorsichtig in den großen Raum, wo meine Pflegemutter in ein kleines Ding an ihrem Ohr sprach. Komisch diese Menschen. Sie lächelte mich an, als sie sah, dass ich mich aus meinem Versteck getraut hatte. Sie hatte immer und überall diese leckeren Kekse dabei. Diesmal auch. Ich ging vorsichtig zu ihr hin und fiepte. Dann bekam ich den Keks. Sie legte das schwarze Ding auf den Tisch und streichelte mich. Dabei sagte sie mir, dass Jenny gerade angerufen hat und sie möchten mich adoptieren. In schon drei Wochen darf ich bei ihnen einziehen. In mein festes Zuhause. Oh, das Wort Zuhause kannte ich jetzt schon. Das Wort, das sich so gut anfühlt wie ein Keks. Aber mehr verstand ich bis dahin nicht. Wir machten dann erstmal einen schönen langen Spaziergang im Wald. Ich durfte über Baumstämme springen und mit anderen Hunden spielen. Das fand ich richtig toll.
Am nächsten Tag sind wir zu den Pferden gefahren. Das sind große Hunde. Die machen aber andere Geräusche und bewegen sich auch anders. Die haben nicht so viel Interesse am schnüffeln wie wir kleinere Hunde. Die großen Hunde fressen sehr viel Gras. Ab und zu fresse ich auch Gras, aber so viel hab ich noch nie geschafft. Ein Pferd gehörte der Pflegemutter. Das besuchten wir öfter. Wir sind immer mit dem großen Kasten hingefahren, Auto heißt das, habe ich dann von Jenny gelernt. Es war aber nur eine ganz kurze Fahrt. Da bin ich schon viel länger mal gefahren. Die Pferde standen auf einer großen Wiese und viele weiße Bänder waren darum gespannt.
Meine Pflegemutter passte immer auf, dass ich nie zu nah an diese Bänder kam. Und dann wusste ich auch warum. Die tun so sehr weh. Ich hatte eine super interessante Spur verfolgt und kam an ein Band ran. Mit einem Mal hatte ich einen so großen Schmerz an meiner Nase und im Kopf. Ich habe geschrien und bin weggerannt. Meine Pflegemutter konnte die Leine nicht mehr festhalten. Ich rannte und rannte immer schneller, doch der Schmerz verfolgte mich.
Ich lief noch schneller. Es wurde dunkel, doch das merkte ich kaum. Ich sehe ja ganz gut. Da waren so viele Lichter, laute Geräusche und ich rannte immer weiter. Langsam wurde der Schmerz weniger und ich konnte langsamer laufen und mich umsehen. Ich erkannte nichts mehr. Alles sah so fremd und beängstigend aus. Wo war ich nur? Wie komme ich zurück? Mein Instinkt ließ mich in einen kleinen Busch verstecken. Von dort konnte ich alles beobachten. Ich saß, ich lag, ziemlich lange. Mein Bauch knurrte. Warum kam meine Pflegemutter nicht und holte mich? Ich war doch hier. Dann wartete ich…
Wie es weiter geht, verrate ich dir im nächsten Kapitel.
Tierische Grüße, Dolima